Gedanken zum neuen Jahr – Schulden, Schuld und Schnitt

2015_01 GedankenEigentlich recht spät im Jahr, um sich noch Gedanken zu machen? Das Jahr ist schon recht fortgeschritten und so sind es auch die Beratungen für den Haushalt der Stadt Lüdinghausen. Sich kommunal zu verschulden ist nicht schön im Sinne intergenerativer Gerechtigkeit. Wir machen heute Schulden – zahlen müssen andere. Allgemein wie auch auf diesen konkreten Fall bezogen, kann es nicht schaden, nochmal einen Schritt zurückzugehen und sich ein weiteres Mal Gedanken zu machen.

Das Geld ist etwas wert, weil es gilt – das hat viel mit Glauben zu tun und so kann man mit Fug und Recht behaupten: Geld hat etwas sakrales! Es gibt eine Geldschöpfung (FIAT MONEY – Es werde Geld). Selbst eingefleischte Atheisten lassen den Rubel rollen, denn das praktische ist: Geld ist gut zu transportieren, es wird nicht schlecht (Infaltionen gallopieren selten) und man kann damit allem (und jedem!) einen Wert zuweisen. Äpfel mit Birnen vergleichen ist hier noch die leichteste Übung.

Die Entstehung des Geldes aus dem Tauschhandel heraus ist aber aller Wahrscheinlichkeit nach ein Mythos, der historisch nicht haltbar ist. Plausibler ist die Entstehung des Geldes aus Verpflichtungen dem anderen gegenüber heraus. Autoren wie David Graeber (hier eine gute Zusammenfassung seiner Gedanken) betonen den starken Zusammenhang von Religion und Geld, von Schuld und Schulden. Wer seine Schuld nicht begleichen kann, verliert seinen Kredit – seine Glaub-Würdigkeit.

Das Geld wurde demnach erfunden, um Schulden zu machen. Du gibst mir neue Schuhe und ich Dir dafür so ein blinkendes Teil zusammen mit dem heiligen Versprechen, Dir später etwas zurückzugeben – das Versprechen darfst Du auch an Dritte weitergeben. Der Schein ist also mehr Schein als sein. Gold kann man nicht essen und auch es ließ sich zumindest in der Zeit vor Handys und Computerchips nur schlecht handwerklich nutzen. Selbst an den Wert von Gold muss man also glauben.

Ein Sprung zurück nach 2015: Der Zins ist lange hinzugekommen und Geld ist schneller kommunizierbar, nicht aber virtueller geworden. Der Zins ist eine Wette auf eine bessere Welt in der Zukunft. Wenn ich nicht glaube, dass ich in Zukunft mehr Gewinn erwirtschaften kann als ‚die Investition plus der von mir gewünschte Lebensstil‘, dann ist ein Kredit sinnlos. Daran muss auch mein Kreditgeber glauben. Volkswirtschaftlich gesehen ist das nicht anders. Nur müssen nicht mehr wir persönlich glauben, sondern ‚die Märkte‘. Aber wenn die ihren Glauben verlieren sollten, dann ist Alles Nichts.

Und wer glaubt noch, dass Länder wie Deutschland oder die USA ihre Schulden jemals zurückzahlen werden? Wer glaubt, dass angesichts moderater Wachstumsraten (BIP) der Industrieländer in der Zukunft die Schuldenlast noch zu bedienen ist. Knapper werdende Ressourcen und schrumpfende Bevölkerung wirken problemverschärfend, in China deutet sich eine Immobilienblase an – kurzum: Es wird sich ohnehin einiges ändern.

 

Da relativieren sich unsere Probleme in Lüdinghausen, auch wenn sie im Trend liegen. Eine Lösung wäre schon gefunden, wenn sie einfach wäre, doch sicherlich finden sie weder Autor noch Leser in diesem Text. So bleibt nur, ein neues Sprichwort für 2015 zu erfinden:

„Es kommt nicht darauf an, wie hoch die Schulden sind, sondern bei wem man sie hat!“

Vielleicht hilft ja das…

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