Es gibt viele Stufen des Grauens. Eine soll jetzt den Marktplatz in Lüdinghausen schmücken. Wie in einem Haus beim guten Wohnzimmer stellt sich die Frage, wie umfangreich man die Möblierung wählt. Das ist eine Frage des Platzes! Wenn ich das vierte tolle Design-Möbel unterbringe, fehlt mir womöglich der Platz zum Leben. Es gilt wie so oft: Weniger ist manchmal mehr.
Der Marktplatz in Lüdinghausen ist ausreichend groß, aber nicht gerade üppig bemessen. Zwei geplante Baumreihen schränken den Spielraum schon um Einiges ein und werden nicht nur im Sommer für angenehmes Klima sorgen. Eine zusätzliches Stufenensemble und ein Zweitbrunnen mögen das Fass zum Überlaufen bringen. Das gilt für Kosten. Das gilt für Bewegung zu Fuß und mit Rädern.
In punto Kosten stellt sich die Frage, ob man die Mehrausgaben in Zeiten knapper Kassen nicht woanders sinnvoller tätigen kann. Von seiten der CDU wurde im Rat immer wieder die Attraktivität für Kinder und Jugendliche betont. Als ob für Jugendliche (durch ihre natürliche Abneigung gegen Bänke?) die sitzbare Stufe eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität darstellen würde!? Und für Familien mit Kindern ist sicherlich mehr getan, wenn man, wie in der letzten Ratssitzung von der FDP angemahnt, mal die Spielplätze in der Stadtmitte instand hält, anstatt noch einen zweiten Brunnen für teuer Geld auf den Markt zu quetschen.
In punto Bewegungsfreiheit wird die Stufe besonders zwischen Sparkasse und Marktplatz ein Nadelöhr schaffen, durch das zwar ein Kamel (das von Kishon – Lüdinghauser sind nicht gemeint!) kommt, welches aber gerade bei einer gelingenden Wiederbelebung des Marktplatzes zu Schwierigkeiten führt. Gerade für Kinderwagen, Rollstühle, schiebende Radfahrer oder Rollatoren wir der Platz zum aneinander Vorbeigehen knapp [Link: kleiner Buchtipp für Jugendliche, die sich zu Stoßzeiten auf die Stufe setzen möchten]. Man wird diese Stufe bald nur noch liebevoll den „Sparkassen-Canyon“ nennen.
Vielleicht machen barrierevolle Stufen und barrierefreie Brunnen Lüdinghausen dann wenigstens überregional bekannt: Im Schwarzbuch [Link] des „Bund der Steuerzahler“ ist sicher noch Platz für einen sechsstelligen Betrag, den die großzügige Marktplatzmöblierung den Steuerzahler kosten wird – aber den Löwenanteil zahlt ja das Land NRW!
Was bleibt zum Schluss für eine Wahl? Dafür sein, nicht dagegen!
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