PM zur Diskussionsveranstaltung vom Donnerstag, 24.08.: „Landwirtschaft und Artenvielfalt“

Landwirtschaft und Artenvielfalt – Diskussionsrunde der Grünen mit Landwirtschaft, Artenschützern und Kirche

 

Am Ende ist keinem damit geholfen, wenn landwirtschaftliche Familienbetriebe im Kreis Coesfeld aufgeben müssen – darüber waren sich die Teilnehmer einig. Nur welcher Weg richtig ist und wie gleichzeitig der Rückgang der Artenvielfalt im Münsterland gestoppt werden kann, darüber herrschten unter den Teilnehmern der Diskussionsrunde am Donnerstag unterschiedliche Ansichten.

Die Grünen in Lüdinghausen hatten zur Diskussion ihren Direktkandidaten für den Bundestag, Friedrich Ostendorff, selbst Bauer, eingeladen. Dr. Anne-Monika Spallek, Sprecherin des Kreisverbandes der Grünen, moderierte die Diskussion um den Rückgang der Artenvielfalt. Die Arten hätten sich in der Vergangenheit an die landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft angepasst, mit der zunehmend intensiv und effizient werdenden Landwirtschaft sei jedoch ein großer Teil dieser Arten bereits verschwunden. Es stelle sich die Frage, ob der Acker überhaupt noch Rückzugsraum für die Tierwelt ist. Von Seiten der Landwirtschaft bemühe man sich, es gäbe Ansätze, aber reicht das aus? Was können die Wege sein, um die heimischen Arten, die übrig geblieben sind, in ihrem Bestand zu retten?

Für den Bundestagsabgeordneten Friedrich Ostendorff besteht die Antwort auf diese Fragen in einer bäuerlichen und Natur schonenden Landwirtschaft. Mittlerweile sei die Stadt ein Rückzugsraum für viele Arten. Das Münsterland verändere sich weg von seinem parklandschaftlichen Charakter hin zu einer Agrarindustrielandschaft. Wenn als ‚Bienenungefährlich‘ Pestizide gelten, bei denen weniger als 50% der Bienen sterben sei das ein Zeichen von Politikversagen. „Politik hat den Menschen zu schützen – und nicht der Markt“, kommentierte Ostendorff die vielen in den letzten Jahren geschlossenen effektlosen freiwilligen Selbstverpflichtungen.

Auch Bernd Brüning, Sprecher der Umweltschutzorganisation BUND im Kreis Coesfeld, schilderte die Veränderungen in der Landschaft. Er betonte, dass wir alle als Konsumenten in der Verantwortung für den Artenrückgang stehen. Blühstreifen an den Feldrändern anzulegen, sei ein eher hilfloser Versuch den Artenrückgang zu stoppen. Sie erfreuten die Radfahrer und böten Nahrung, können den Insekten aber weder als Schutz- noch als Brutraum dienen. Heimische Arten bräuchten heimische Pflanzen.

Michael Uckelmann, Vertreter des landwirtschaftlichen Kreisverbands, betonte die Bedeutung der intensiven Landwirtschaft für die Ernährung der Bevölkerung. Deutschland sei landwirtschaftlich eine ‚Gunstregion‘, die genutzt werden müsse. Er schilderte, mit welchem Aufwand die Landwirte bereits Artenschutz betrieben und stellte die Maßnahmen vor. Für die Zukunft hat er die Vorstellung, dass sich die intensive Landwirtschaft der biologischen annähern, aber sich auch die biologische Landwirtschaft intensivieren werde.

Auf den Dialog setzte Volker Rotthauwe, Pfarrer im Fachbereich Nachhaltige Entwicklung der ev. Kirche von Westfalen. In ländlichen Räumen gäbe es eine zunehmende Kluft zwischen zugezogenen städtischen Milieus und der alteingesessenen Bevölkerung. Fair-Trade sei ein gutes Beispiel für ein Thema, um beide Seiten im Gespräch auf eine Ebene zu bringen. Hier würden auch planetarische Grenzen und das Problem globaler Gerechtigkeit deutlich.

Womöglich müsse man sich von dem Begriff der Agrarwende verabschieden, so Volker Rotthauwe, weil er derart emotional aufgeladen sei, aber weiter so ginge es nicht. Aus dem Plenum wurde neben der jeweiligen Kritik und Rechtfertigung von Pestizid- und Gülleeinsatz der Wunsch nach zunehmender Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Parteien und Umweltverbänden geäußert.

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